IM SCHATTEN DER LINIE

Cyrille Guignard liebt die Architektur, das Klare, die urbane Geometrie. Er richtet seine Kamera präzise aus, um die Kompositionslinien aus Licht und Schatten zu perfektionieren. Würden wir seinen Bildern trauen, ginge die Welt über den Rändern seiner Fotografien starr, zeitlos und menschenleer ins Unendliche. Unwillkürlich hält man die Luft an. Doch da kommt der Moment ins Spiel, der alle Regeln schlagartig außer Kraft setzt: der Mensch! Eine Frau huscht mitten durch die Anonymität des Bildes, ein Mann folgt gewissenhaft mit dem Fahrrad dem Wirrwar von Straßenmarkierungen und dort müht sich jemand eine Treppe empor. Das alles passiert subtil und stumm. Und doch verändert es das Bild fundamental: es macht die Komposition zur Kulisse, ist skurril und hat Humor. Es sind Schnappschüsse des Eigentlichen und Menschlichen im Schatten der Linie.