Songlines (GB)

Sharp Tango noir with a glint in its eye

Lots of classical musicians have had a stab at tango, from the Kronos Quartet to Yo-Yo Ma and André Previn.

Duo Diagonal have a pareddown, direct approach to the genre, shunning cheesy flourishes and superfluous arrangements. Opening with a sineway, intense version of Piazzolla`s iconoclastic `Balada Para Un Loco´, violinist Hans-Christian Jaenicke and accordeonist Jörg Siegloch show off their credentials to good effect: Jaenickes arrangemenst´s are strident and sometimes severe, but they are also full of musicality and wit. There is a quirky codsombreness reminiscent of Kurt Weill, and even a hint of the old organ-grinders who set tango in motion in Buenos Aires 120 years ago.

The album goes on to explore a brace of old-time classics by Arolas, Firpo, Melo and Demare, producing lots of familiar phrases and flourishes but also demonstrating intelligent commentary and analysis. Even the classic `Malena´ is forensically deconstructet, and the livelier waltzes and milongas occasionelly spiral off into playful parodies.

Dancers will no doubt rise to the spirited, spunky renditions of Èl Amanecer´and `El Paisanito´. Siegloch´s choice of accordion adds to the spriteliness, as it seems to hop around without the angst of the bandoneón . The overalleffect is of a soundtrack for a film noir set in some kind of neogothic milonga salon, and filmed in Germany rather than Buenos Aires.


This is great new tango, homespun, daring and dynamic.

Chris Moss

 

 

CD KRITIK

Innere Dialoge

Die Musikszene ist vielfältig wie nie. Eine beherrschende Bewegung ist kaum mehr auszumachen; Musikfans spalten sich in kleine Gruppen mit ganz unterschiedlichen Vorlieben, entwickeln neue Stile oder entdecken alte, pflegen sie detailverliebt - oder befreien sie von überkommenen Strukturen.

Zum Beispiel Tango: Ursprünglich als Teil einer sozialen Bewegung der unterprivilegierten Einwanderer in Argentinien entstanden, wurde er später in Europa Teil des Portfolios gängiger Standardtänze, eingeebnet und entschärft. Von der Ursprünglichkeit seines Ausdrucks, seinem erotischen Temperament, seiner leidenschaftlichen Hingabe blieb nur eine Ahnung. Doch die Zahl der Musiker und Musikhörer, die sich für den Tango in seiner "echten" Fassung interessieren, wächst, und daneben auch die Begeisterung für lange verpönte Instrumente wie Akkordeon bzw. Bandoneon. Vielleicht ist es Yann Tiersen und seinem phantastischen Soundtrack zur "Fabelhaften Welt der Amelie" zu verdanken, dass das Akkordeon seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt.

Ein wenig Tiersen steckt auch im Beginn des Albums "Tango 040" (sprich: zero-quatro-zero) des Hamburger Duo Diagonal.
Leise und zärtlich erhebt Jörg Sieglochs Knopfakkordeon seine Stimme, um im Verlauf des Stücks gemeinsam mit der von Hans-Christian Jaenicke gespielten Geige zu Piazzollas "Balada para un loco" zu verschmelzen. Die "Balada" ist ein typischer Tango Nuevo, eine kantige Komposition voller widersprüchlicher Empfindungen, die hier allein durch das grandiose Zusammenspiel zweier Instrumente interpretiert, besser: gelebt werden.

Tango kann man nicht "darstellen". Ob nun als Musiker oder als Tänzer: Wer sich diesem Rhythmus nur mit rationaler Distanz nähert, wird ihn nicht verkörpern können. Doch exakt diese Verkörperung extremer Gefühlslagen zwischen Liebe und Verzweiflung gelingt den beiden Hamburgern. Ihre Tangos und Milongas, in die sie wie selbstverständlich musikalische Einflüsse aus Frankreich, Russland, Klassik und Jazz einstreuen, erscheinen geradezu als innere Dialoge der Seele, in Szene gesetzt durch zwei miteinander kommunizierende Instrumente.

Jaenicke und Siegloch belegen damit eindrucksvoll, was Musik zu leisten in der Lage ist, wenn handwerkliche Perfektion und künstlerische Leidenschaft zusammen kommen. Zugleich gelingt ihnen eine individuelle Handschrift, die sich von den traditionellen und modernen Formen des Tangos unterscheidet. Die programmatische Einordnung als "Tango 040" (die Zahl steht für die Hamburger Telefonvorwahl!) geht also völlig in Ordnung.

© Michael Frost, 13.03.2005
"Duo Diagonal: Tango 040"(Tropical Music 68.847/BMG)

 

 

FolkWorld CD Reviews
Duo diagonal "Tango 040"

Label: Tropical music; 6884; 2005


Tango, a music style loved by so many that world-wide many musicians play and record their interpretations of this warm and passionate music. Duo diagonal is one of them and with Tango 040 they do a really good job. It's a German duo from Hamburg on violin and accordion. They play tunes by Piazzolla, Clausi, Arolas and others and even play an own composition which, in my opinion, is one of the nicest on the cd.

This duo keeps the tango very small, very basic. I find the violin sounding almost classical at moments, beautiful when the accordion gives a heavy sound full of bass and the violin dances with an intense melody on this deep sound. I think that duo diagonal plays the tango like it should be.

It's pure and intense music. Sometimes the music is played so over the top, so orchestral, but this is how I like it.

Small and back to basic. Very, very nice.

Eelco Schilder

 

 

TANGOKULTUR
CD "Tango 040" von Duo Diagonal
Label: Tropical Music (Best.-Nr. 68.847)

Rezension von Jörg Buntenbach

Nach dem ersten selbstproduzierten Album "Tango Diagonal" ist nun die neue CD vom Duo Diagonal beim Label Tropical Music erschienen. Der neue Tonträger heißt "Tango 040". Der gewählte Titel hat natürlich damit zu tun, dass die beiden Musiker in Hamburg leben. Es sind Hans-Christian Jaenicke an der Violine und Jörg Siegloch am Akkordeon. Beide ausgebildete und (dies sei an dieser Stelle ausdrücklich gesagt) brillante Musiker: Jaenicke erhielt mit sechs Jahren den ersten Geigenunterricht, mit neun Jahren zusätzlich Theorie und Gehörbildung. Nach dem Studium absolvierte er zahlreiche Meisterkurse und konzertierte u.a. als Solist und Konzertmeister mit verschiedenen Orchestern im In- und Ausland. Jörg Siegloch lernte Klavier und Trompete. Nach dem Studium war er Kapellmeister, bevor er sich in einem weiteren Studium dem Akkordeon widmete. Die beiden Musiker fanden 1996 zusammen. Und diese lange Zusammenarbeit macht sich auf der neuen CD "Tango 040" als auch bei Live-Konzerten bemerkbar: der Zuhörer hat den Eindruck, dass die beiden sich blind aufeinander verlassen können.

Auf der neuen CD sind 12 Stücke versammelt. Darunter Klassiker wie "Malena", der Vals "Desde el Alma", der Tango "El Amanecer" oder auch Piazzollas "Balada para un Loco". Und zwar in absolut hörenswerten Arrangements! Hier wurden keine langweiligen Kopien auf die silberne Scheibe gepresst, sondern hohe Musikkunst! Die beiden Instrumente ergänzen sich ohne Abstriche.

Die CD reist genussvoll durch die vielfältige Welt des Tango Argentino - und lässt zudem Einflüsse aus der Musik Frankreichs, Russlands, der Klassik bis hin zum Jazz spürbar werden. Wie bereits erwähnt befinden sich auf der CD 12 Titel. Darunter 4 Tangos, 4 Valses und 4 Milongas. Für das Szenepublikum, das eher auf den traditionellen argentinischen Tango eingeschossen ist, wäre dieser Tonträger wahrscheinlich gewöhnungsbedürftig. Für die anderen eröffnen sich hier ganz neue Tango-Horizonte.

Hörproben zur CD gibt es bei Amazon (siehe unten). Zur Tanzbarkeit: die Hälfte der Einspielungen sind eher eingeschränkt tanzbar. Die andere Hälfte dagegen um so mehr. Vor allem Stücke wie der Vals "Indifference" gehen in die Tanzbeine.


Fazit: die CD "Tango 040" vom Duo Diagonal gehört für meine Begriffe zu den besten Neuerscheinungen beim Tango!

 

 

TANGO DANZA, 1/2006


Wähle „Tango 040“ - und Du hast Tango, der anders ist: mit französischem Musette-Charme, mit einem Hauch von Klassik und subtiler Leidenschaft, vor allem aber mit einer ganz eigenen Ausdruckskraft.

Das geht nicht immer glatt vonstatten. Es gibt Reibungen. Wer sie verstehen will, muß schon genau hinhören. Aber wer das tut, erfährt Neues: Der Geiger Hans-Christian Jaenicke und der Akkordeonist Jörg Siegloch haben es geschafft, selbst „Malena“ ein ungeahnt changierendes Gewand anzulegen. Aber das Erstaunlichste ist: Man vemißt nichts.

Das Duo Diagonal läßt großes Orchester vergessen. Der Klang dieser eher ungewöhnlichen Besetzung, die zudem kaum kleiner sein könnte, ist dicht. Die Atmosphäre stimmt. Das Tanzen dazu kann zum Wagnis werden. So wie die Musiker ihr Spiel als wirkliches Spiel verstehen, dessen Ausgang nicht von vornherein feststeht und das Spontaneität ausdrücklich erlaubt - so müssen Hörer und Tänzer ein bißchen aufpassen. Immer wieder wechselt das Licht, übernimmt der eine von dem anderen die Führung, variiert das Tempo, verändert sich der Charakter des Stücks.

Vor acht Jahren brachten Hans-Christian Jaenicke und Jörg Siegloch ihre erste CD auf den Markt. Seitdem ist das Zusammenspiel gereift, hat sich ihr Profil geschärft. Beim ersten Mal gab das Duo mit Klassikern wie „Adios noninos“ seine Visitenkarte ab. Als studierte Musiker waren sie versucht, diesmal dem Klassik-Tango auf die Spur zu kommen. Oder lieber Tango-Musette? Angesichts des Akkordeons eine ebenso naheliegende Idee. Das Duo entschied sich für eine Mischung, in der das Miteinander-Sprechen der Musiker den roten Faden bildet, das Impulse-Geben und das freie Gestalten. Eine gute Entscheidung, die Mischung ist gelungen.

Alle zwölf Titel sind neu arrangiert. So fühlt man sich vertraut, aufgehoben und doch in eine verträumte, kleine, neue Tangowelt versetzt: Mit „Balada para un loco“ von Piazzolla wird die Tür zu ihr aufgemacht, mit „Retintin“ schließt sie sich wieder. Dazwischen erwartet die Hörer Seelenvolles mit „Desde el alma“, das weiße Täubchen „Palomita Blanca“ und mit „El Amanecer“ der Sonnenaufgang . Und dann gibt es da noch eine Milonga 040, die Hans-Christian Jaenicke geschrieben hat und die erneut die Frage nach dem Titel der CD aufwirft. Die Nordlichter wissen es: Die CD ist hanseatisch angehaucht, denn hinter der Zahlenkombination 040 steckt die Vorwahl für Hamburg.

Herausgekommen ist diese norddeutsche CD im Tropical Music Label, eine schöne Kombination - so wie die des des Duo Diagonal mit seinen zwei hervorragenden Musikern, die ihre Instrumente beherrschen und deswegen mit Freuden bereit sind, sich von ihren Möglichkeiten immer wieder überraschen zu lassen.

Martina Tabel