1969 in Treuenbrietzen bei Berlin in der damaligen DDR geboren, erhielt ich mit 6 Jahren den ersten Geigenunterricht, mit 9 Jahren zusätzlich Theorie und Gehörbildung. In diesem Alter habe ich die Aufnahmeprüfungen für den Thomanerchor, Leipzig (Gesang) und für die Spezialschule für Musik Hanns Eisler, Berlin (Violine), wohl bestanden, wurde jedoch aus politischen Gründen in beiden Fällen abgelehnt.

So sammelte ich meine ersten Orchestererfahrungen in Potsdam Hermannswerder, gründete dort gemeinsam mit meinem Bruder Friedemann die Band „Außensaiter“, für die ich auch eigene Stücke schrieb und Stücke meines Bruders arrangierte. Mit 14 Jahren habe ich die Violine meiner Mutter geerbt, ein wunderbares österreichisches Instrument von Joh. Georgius Leeb von 1827, auf der ich noch heute spiele.

Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Fernsehtechniker in den Jahren 1985 – 87 konnte ich 1988 in die BRD ausreisen.

Ich nahm dann Unterricht in Musiktheorie und Gehörbildung an der Hochschule für Musik in Detmold, sowie Klavier und Tonsatz bei KMD Gerhard Schäfer und Violine bei Brigitte Genz-Schön in Gießen. Meine Musizierpraxis bestand wieder in Bandprojekten mit meinem Bruder und in intensiver Orchesterarbeit mit dem Universitätsorchester Gießen, der Jeunesses Musicales Deutschland sowie dem JEUNESSES MUSICALES WORLD ORCHESTRA.

Es folgen erste solistische Konzerte als Geiger und Sänger, sowie Installationen, zum Beispiel die „Zerspiegelung des Raumes“.

Am Laubach-Kolleg legte ich 1991 das Abitur ab. Zwischenzeitlich fuhr ich als Eisverkäufer mit einem alten VW-Bus durch das Hessische Bergland.

In meiner anschließenden Studienzeit in Oldenburg von 1991 bis 1995 wurde mir das Thema der Verbindung von Kunst und Musik ein immer stärkeres Anliegen. Es entstand eine erste Audio-Visuelle Installation „structures“ im Bereich Visueller Medien bei Prof. Michael Soltau.

Persönlichkeiten, die mich künstlerisch prägten, waren vor allem die beiden Kunsttheoretiker Prof. Gerd Selle und Prof. Dr. Martin Roman Deppner, im Bereich Musiktheorie/Neue Musik Prof. Dr. Gertud Meyer Denkmann, einer langjährigen Mitarbeiterin von Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel und John Cage. Im Kompositions-Studium waren es der Chilenische Komponist Gustavo Becerra-Schmidt und die Rumänische Komponistin Violeta Dinescu.

Durch das Studium der Barockvioline bei Veronika Skuplik ergaben sich zahlreiche Konzerte mit Barockensemblen, zum Teil auch hier als Solist und Konzertmeister. Meisterkurse ergänzten mein Studium, zum Beispiel bei den Internationalen Sommerkursen der Jeunesses Musicales Deutschland, Schloss Weikersheim, bei dem ungarischen Violinvirtuosen Geza Kapas (Ungarn) und bei Kammermusik-Meisterkursen bei Mitgliedern des Radio Sinfonie Orchesters Stuttgart.

Die European String Teachers Association ermöglichte mir in Workshops Weiterbildung und Gedankenaustausch mit führenden Instrumentalpädagogen wie Prof. Gerhard Mantel und Martin Linde, Gelegenheiten, um meine eigene Unterrichtserfahrung zu professionalisieren und um meine individuelle Position zu Didaktik und Spieltechnik zu finden.

Neben diesen Studien schrieb ich damals als Kunst- und Musikkritiker für das Feuilleton der Nordwest Zeitung.

Zudem sang ich in den Kammerchören „Demantius“ in Oldenburg und „pro musica bremen“, beide unter Thomas Busch. der sich als Assistent von Herrmann Max in Köln als Spezialist für Alte Musik einen Namen gemacht hat, gleichwohl aber auch zeitgenössisches Repertoire pflegte. Die Exzellenz dieser Ensembles zeigte sich in Konzertreisen durch Deutschland, nach Griechenland, Polen, England, Preise bei Bundeswettbewerben sowie Rundfunk- und CD-Aufnahmen.

Das Staatsorchester Oldenburg wurde auf mich als Geiger aufmerksam und engagierte mich als Aushilfsgeiger und Bühnenmusiker zu mehreren Produktionen. Hinzu kamen erste Verpflichtungen für die Landesbühne Niedersachsen Nord, ebenfalls als Bühnenmusiker und auch als Studiomusiker. Als Komponist trat ich erstmals mit Auftragskompositionen für das Theaterfestival Erlangen in Erscheinung. Schließlich führte mich die Zusammenarbeit mit dem Akkordeonisten Jörg Siegloch sowohl in meinen Kompositionen, als auch an der Violine zum argentinischen Tango.

Zeitgleich hatte ich das Glück, mit großartigen und bedeutenden Musikern wie dem Dirigenten David Coleman, (London), Rachel Evans vom Meridian-String Quartet (New York), mit dem Cellisten und Komponisten Graham Waterhouse vom Philharmonia Orchestra London im oh ton ensemble für Neue Musik zusammen zu arbeiten. Bei der Vorbereitung von Uraufführungen kam es immer wieder zu intensiven Begegnungen und Arbeitsphasen mit namhaften Komponisten u.a. mit Iannis Xenakis und Hans-Joachim-Hespos, auch Rundfunkaufnahmen des Deutschlandfunk entstanden. Die Arbeit als Primarius des Amsterdamer Klavier-Quartetts bedeutete für mich wiederum eine konzentrierte Auseinandersetzung mit der romantischen Kammermusik, vor allem der von Brahms und Schumann.

Trotz all dieser  musikalischen Aktivitäten blieb meine ständige Neugier an der bildenden Kunst. Nach ersten Ausstellungen von informellen Malereien schloss ich mich 1996 der Künstlergruppe WEITZ in Oldenburg an und erhielt kurz darauf eine Einladung zu einer der renommiertesten europäischen Kunstausstellungen, dem Salon d`Automne in Paris. Bei meinem Arbeitsaufenthalt in der französischen Hauptstadt wurde ich als Zeichner für einen Verlag tätig. Ausstellungen im Salle Poirel (Nancy (F) und in der Galerie Chateau d`Homecourt (F), in den Niederlanden, in der Galerie ON, Köln, Galerie Kayaman, Düsseldorf, in der Galerie des BBK, Hannover und in der „Galerie im Atelierhof“, Bremen folgten.

Im Jahre 2001 ging ich dann nach Hamburg.

Hier hatte ich bereits Kontakt zur Galerie Gardy Wiechern, in der ich nun mehrfach erfolgreich ausstellte. Das Carl Orff–Institut, Rostock (D), lud mich als bildenden Künstler mit meinem Zyklus „Entwürfe zum Tanztheater“ und als Musiker mit dem DUO diagonal mit einem experimentellen Tango-Programm ein.

Auch hier in Hamburg konnte ich journalistisch tätig werden und zwar für die Deutsche Grammophon, Universal Music, für die ich Artikel im Magazin KlassikAkzente veröffentlichte.

Meine Zusammenarbeit mit Siegloch im DUO diagonal hielt über den Ortswechsel an - Konzertreisen über die Grenzen hinweg nach Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark und den USA intensivierten das Zusammenspiel und verfeinerten unsere musikalische Sprache. Anregungen zur Interpretation dieser Musik hatten wir als DUO bereits in Oldenburg durch die Musiker Juan José Mosalini Jr. und durch ein gemeinsames Konzert mit der Tangolegende Alfredo Marcucci bekommen. Zu neuen Impulsen führten nun in Hamburg die Begegnungen mit den nicht weniger schillernden Ikonen des Tango Hugo Diaz und Alfredo Marcucci.

2003 lud die Gallery Cooper in Washington DC das Duo zu mehreren Konzerten in die USA ein. Ein Konzert fand in den Gallerieräumen statt, in Verbindung mit der Vernissage von etwa 40 meiner informellen Zeichnungen. Weitere Konzerte gaben wir als Duo zum VIP Empfang zu Ehren von Wynton Marsalis im alten Club von Duke Ellington „Rebublic Gardens“ in der U-Street, sowie in verschiedenen Tango-Clubs in Washington und New York. Zu der Zeit waren auch in Berlin Zeichnungen von mir zu sehen: „SCHWARZ/WEIß VIII“ in der Galerie Marianne Grob (Luzern/Berlin).

Im Jahre 2004 erhielt ich die Einladung, meinen Installationszyklus „Baustelle - Die Puls-Installationen“ im Altonaer Museum/Norddeutschen Landesmuseum Hamburg zu zeigen, eine Rauminstallation mit historischen Fotoplatten. Die Kulturbehörde nominierte mich im selben Jahr mit meiner Installation "Schriftliche Übung II" zum Kunstpreis der Stadt Hamburg.

Wenig später konnte ich für das Duo diagonal einen Plattenvertrag bei Tropical (SONY/BMG) unterschreiben, einem der führenden Worldmusic-Label überhaupt, das damals gerade die CD „Piazzolla Meets Mulligan“ herausgebracht hatte und großartige Künstler wie Cesaria Evora oder Mercedes Sosa vertrat. Die weltweite Vermarktung der Aufnahmen zur CD „TANGO 040“, dem offiziellen Debutalbum unseres Duos, sowie Rundfunk und Fernsehaufnahmen gingen mit einer mich überraschenden internationalen Bekanntheit als Tango-Geiger, Arrangeur und Komponist einher. Entsprechend folgten internationale Rezensionen, Konzertreisen in Deutschland und wiederholte Einladungen in die USA.

In Hamburg gründete ich im Jahre 2005 das interdisziplinäre Kunstprojekt BAUSTELLEeins. Zum ersten Mal verfügte ich über einen Ort, an dem sich meine Kunst und meine Musik berührten. Das Konzept BAUSTELLEeins wird von der Idee getragen, über die Grenzen der Genres, der Medien und Materialien hinweg einen ganz grundsätzlichen Veränderungswillens sinnlich erfahrbar zu machen. Die BAUSTELLEeins wurde nun zum künstlerischen Mittelpunkt meiner Arbeit. Zahlreiche Performances und Installationen entstanden für diesen Ort oder wurden hier für andere Ausstellungsorte (Kunstverein Jerxheimer Bahnhof, Galerie Gardy Wiechern, „Ausland“ Berlin) erprobt.

Auf die BAUSTELLEeins lade ich Künstlerfreunde aus der ganzen Republik ein, die, wie ich, an der Schnittstelle von Musik und Kunst arbeiten und Prozesse der Veränderung thematisieren.

Ab 2016 musste sich Jörg Siegloch und damit auch das DUO diagonal aus gesundheitlichen Gründen zunehmend aus dem Konzertbetrieb zurückziehen.

Etwa zeitgleich bekam ich die Möglichkeit, mit den international renommierten Tangomusikern Aneta Pajek (Bandoneón) aus Polen und dem Sänge Caio Rodriguez aus Buenos Aires zunächt im Trio, später in einer Quintettbesetzung zusammen zu arbeiten. Das Repertoire hier war das der Época de Oro des argentinischen Tango, eine spannende Stilistik, die ich bei aller Affinität dazu in dieser Konsequenz nie praktiziert hatte. Es folgten auch hier zahlreiche Konzerte in Deutschland, Dänemark, Griechenland (Konzerthalle Athen), Polen, den Niederlanden, Koatien sowie CD-Produktionen.

Die Suche nach einem Akkordeonisten, mit dem ich ein freies Konzertprogramm mit experimentellen Arrangements und eigenständigen Kompositionen, ähnlich der DUO diagonal-Idee, pflegen konnte brachte mich 2018 mit dem serbischen Akkordeonisten Goran Lazarevic zusammen. Als Ping Pong Rouge veröffentlichten wir bereits 2019 die erste CD "Ping Pong Rouge: live-REC". Von Anfang an war dieses gemeinsame Musizieren sehr beglückend und musikalisch vielversprechend. In welche Richtung sich das neue Duo vom Tango ausgehend entwickelt, wird sich zeigen.

Ebenso spannend ist aber auch die aktuelle Zusammenarbeit im Projekt "Waks" der Sängerin Inge Mandos mit yiddishen Wachswalzelstimmen und das FLUTTERBAND-TRIO (Vl, P, B) mit dem Programm "Bach Tunes And Free Tango".

In der durch die Coronapandemie erzwungenen Konzertpause in den Jahren 2020/21 habe ich ein Stipendium der GEMA erhalten, um mein in 2018 fertiggestelles Tango-Violinkonert für andere Besetzungen umzuarbeiten. Entstanden sind da, neben der ohnehin schon angefertigten Adaption für Streichorchester, nun auch eine Adaption für Tangoquartett und endlich auch ein Klavierauszug. Einladungen der Elbphilharmonie, dort meine Konzertperformance "Streetscan" aufzuführen, und ein Konzert mit Goran in der Laeiszhalle haben mich 2022 wieder vom Schreibtisch weg in den Konzertbetrieb zurückgeholt.

Es geht also weiter - bin gespannt!